Martins Arbeitstag

Auch wir helfen mit!
Seit vielen Jahren arbeiten junge Menschen mit Beeinträchtigungen aus unserem Verein SMILE e.V. in inklusiven Arbeitsbereichen, wie z.B. in Pflegeeinrichtungen. Auch in dieser schwierigen Zeit stehen sie ihren Kolleginnen und Kollegen täglich als Unterstützer zur Seite. Über ihre berufliche Tätigkeit wollen wir berichten:

Betreuung mit Herz – Mein Arbeitstag im Pflegeheim

Mein Name ist Martin Köhler, ich bin 26 Jahre alt und arbeite seit 7 Jahren in einem Hockenheimer Pflegeheim.

In unserem Haus gibt es insgesamt vier Stationen.
Zwei davon sind für junge pflegebedürftige Menschen, die z.B. durch schwere Unfälle oder epileptische Anfälle auf tägliche Hilfe angewiesen sind. Auf den beiden anderen Stationen, auf welchen ich hauptsächlich unterwegs bin, leben unsere Senioren*innen, denen die Corona-Krise und das damit verbundene Besuchs- und Ausgehverbot besonders zu schaffen macht. Deswegen ist mein Job als Alltagsbetreuer in diesen Tagen umso wichtiger und ich möchte mit diesem Bericht einen kleinen Einblick in unsere Arbeit geben.

Am liebsten und gerade jetzt, bei recht frühsommerlichem Wetter, nutzen viele Bewohner unsere Unterhaltungsangebote, die dann auf den hauseigenen Balkonen und Terrassen stattfinden. Darunter findet man z.B.: alte Volkslieder miteinander singen, aus der aktuellen Zeitung oder Geschichten von früher vorlesen, Rate- bzw. Quizrunden, Spiel- u. Gymnastik-Angebote u.v.m.. Manche Senioren setzen sich aber einfach nur dazu, um die Sonne zu genießen. Alles findet im Moment mit dem gebotenen Mindestabstand statt.

Auch Bingo steht auf unserem Programm und ist bei den Bewohnern sehr beliebt.

Zu Festtagen bieten meine Kolleginnen und ich auch Sonderprogramme an, wie z.B. vor Ostern habe ich mit den Senioren Eier gefärbt und jeder bekam hinterher (s)ein selbstgefärbtes Osterei.

Wer jetzt denkt, dass das alles ist, was wir Alltagsbetreuer tun, der hat sich getäuscht, denn leider kann nicht jeder Bewohner aus dem Bett oder sitzt im Rollstuhl. Für diese Senior*innen ist die Stimulierung des Körpers und der Sinnesorgane sehr wichtig. Meine Arbeitsutensilien sind dabei ein Igelball und eine Bodylotion. Wichtig ist außerdem die Hilfe bei den täglichen Mahlzeiten, die nicht nur aus der Unterstützung beim Essen und Trinken besteht, sondern häufig auch aus gutem Zureden, damit wenigstens ein paar Häppchen der Speisen gegessen werden.
Aber auch draußen vor der Tür unserer Einrichtung endet mein Aufgabenbereich nicht. Wenn eine Bewohnerin oder ein Bewohner einen Arzttermin hat, sind wir Alltagsbetreuer*innen die Begleitpersonen. Im Moment werden allerdings nur äußerst notwendige Arztbesuche wahrgenommen, da wegen Corona so wenig wie möglich Aufenthalte außerhalb der Pflegeeinrichtung stattfinden sollen.

Für Bewohner, die einen besonderen Wunsch haben, kaufe ich auch gelegentlich in meiner Freizeit ein. Es sind oft nur Kleinigkeiten, die aber gerade in der Corona-Quarantäne ein wenig Ablenkung bringen und dankend entgegengenommen werden.  Es gibt mir immer ein gutes Gefühl helfen zu können und mit der Hoffnung, dass der Corona-Schreck bald ein Ende hat, habe ich mich gefreut, mit diesem Bericht „Flagge“ für unsere Arbeit zeigen zu können. Ich wünsche mir, auch im Namen aller Kolleginnen und Kollegen in unserer Branche, dass uns die gesellschaftliche Anerkennung auch nach „Corona“ erhalten bleibt.

Bericht von Martin Köhler