Mit etwas Verspätung tauchten wir in das Idyll der Indianerfreunde Karlsruhe im Oberwald ein- das Green Valley.
Marcel Lienau und seine Mitstreiter*innen waren bestens vorbereitet und zeigten sich in entsprechender Kleidung.
Die Indianerfreunde Karlsruhe sind ein Verein, der sich die Brauchtumspflege nordamerikanischer Kultur, Kunst und Handwerk zum Ziel gesetzt hat. Ideal für die Theatergruppe von SMILE sich für das neue Stück mit der Kultur und kritisch mit den Klischees auseinanderzusetzen.
Die Menschen, deren Kultur hier gepflegt wird, lebten in den Plains in Nordamerika. Die nomadische Lebensweise orientierte sich stark an Bisons, die gejagt wurden. Anhand der von Marcel vorgestellten, nachempfundenen Alltagsgegenständen wurde die Kultur sehr lebendig für uns.
Wenn ein Bison geschossen wurde, ging man davon aus, dass die Seele/der Geist weiterlebt. Es wurde alles verwendet und die Sachen wurden mit großem Respekt behandelt. Als erstes machten zwei Bisonhörner die Runde. Diese wurden als Trinkhorn benutzt oder in den Kopfschmuck für Männer höheren Ranges verarbeitet.
Stickereien erfolgten mit Borsten vom Stachelschwein, die vorher mit Erd-und Pflanzenfarben eingefärbt wurden.
Der nächste Gegenstand, der die Runde machte, war das Schulterblatt eines Bisons, was auch richtig erraten wurde. Dies benutzte man als Schaufel zum Graben bzw. als Schneidebrett und Tabakbrett.
Der Rippenknochen des Bisons mit einem festgeknoteten Lederstreifen diente zum Schlagen bzw. zum Spindel drehen beim Feuer machen.
Die Hufe wurde uns als Behältnis für Farben präsentiert.
Materielle Grundlage vieler Gegenstände, die wir weiter entdeckt haben, ist die Rohhaut des Bisons. Diese wurde zu Messertaschen, Sohlen und Schilden verarbeitet. Gegerbt war diese dann ein sehr weiches Leder. Verziert wurden die Dinge mit einer kunstvollen Bemalung mit Pflanzen-und Erdfarben.
Die Indianer hatten meist eine klare Rollenverteilung.
Die Frau galt als kreativ und erschaffend- sie hatte im täglichen Leben und Wohnen das Sagen. Der Mann begab sich auf Jagd und in Kriege und war für die Beschaffung der Lebensgrundlage verantwortlich.
Nach den vielen Entdeckungen machten wir eine Pause und stärkten uns mit Brezeln, Hefezopf und Melone.
Auch anschließend wurde es spannend. Gemeinsam mit Marcel Lienau wurde auf einer Wiese ein Tipi aufgestellt. Die Plane wurde als Halbkreis ausgelegt und in die Mitte eine Holzstange eingelegt. Dann wurde von beiden Seiten die Plane zusammengelegt.
Das Gestänge geht von einem Dreibein aus, das oben zusammengeknotet wird, wobei ein Seilüberstand später gebraucht wird. In dieses aufgestellte Dreibein werden weitere Stangen eingelegt. Der Eingang zeigt dabei in Richtung der aufgehenden Sonne- nach Osten. Wenn alle Stangen eingebracht sind werden diese mit dem Seil vom Dreibein miteinander befestigt und das Seil wird in der Mitte mit zwei Pflöcken am Boden verankert. Dann werden die Plane angebracht und mit dem Eingangstuch wird der Eingang verschlossen. Über dem Eingang befindet sich die Rauchöffnung mit zwei Rauchklappen. Alle waren beim Aufbau mit Feuereifer dabei. Gemeinsam begab man sich in das Tipi und konnte sich schwer vorstellen, dass darin Großfamilien mit allem Hab und Gut gelebt und geschlafen haben.
Zum Abschluss widmeten wir uns der Kleidung und den Accessoires. Viele waren von den tollen Taschen und Mokassins begeistert.
Etwas müde und voller Eindrücke machten wir uns am Abend auf den Heimweg.
Dies war sicher nicht der letzte Besuch bei den Indianerfreunden Karlsruhe.
Ein dickes Dankeschön und Lob an Elvira Horak von der Theatergruppe und Marcel Lienau von den Indianerfreunden Karlsruhe für den wundervollen spannenden Nachmittag.