Alle Vorstellungen waren der Hammer


Theatergruppe „Includo” aus Schauspielern mit und ohne Handicap präsentierte in Rot „Der Schuh des Manitu“

St. Leon-Rot. „Die Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar“. Das wusste nicht nur der Maler Paul Klee, sondern das weiß auch die inklusive Theatergruppe „Includo“ des „SMILE“ Vereins. Mit ihrem neuen Stück „Der Schuh des Manitu“, frei inszeniert nach dem gleichnamigen deutschen Filmklassiker von Michael „Bully“ Herbig, möchten sie genau das erreichen: Mehr Repräsentation für Menschen mit Handicap in der Gesellschaft schaffen.
Die Premiere fand in der Multifunktionshalle in Rot statt, die passend zum Motto „Wilder Westen“ liebevoll mit Traumfängern, Kuhhäuten und Bilder der 19 Darstellerinnen und Darstellern geschmückt war. Die Vorführung war gut besucht und den Zuschauern wurde gleich klar, wo sie sich befinden, als die Schauspieler verkleidet als Cowboys und Indigene, unter lautem Geschrei und Trommelbegleitung von allen Seiten einliefen.


Die beiden Hauptdarsteller, Abahachi und Ranger, machen sich im Stück auf die Suche nach einem verborgenen Schatz. Dabei geraten sie in die Fänge einer Gangsterbande und machen sich den Stamm der Schoschonen zum Feind. Am Ende klärt sich der Schlamassel natürlich auf. Aber viel wichtiger als das „Happy End“, ist die Freundschaft, die Liebe und das gemeinsam erlebte Abenteuer.


Die Handlung wurde durchweg von vielen lustigen Witzen und musikalischen Tanzeinlagen aufgelockert. Gerade die Musik war ein Schlüsselelement: Es wurde live gesungen, getanzt und Klavier gespielt und die Trommelgruppe des „SMILE“ Vereins sorgt mit Reiterei-Klangeffekten für viele komische Momente.

Die Theatergruppe „Includo“ gibt es seit 2015 und ist Teil des Inklusionvereins „SMILE“, der bereits seit 22 Jahren besteht und von Eltern mit Kindern mit und ohne Behinderung gegründet wurde. „Der Schuh des Manitu“ ist bereits das vierte Stück der Theatergruppe. 

Generell können die Vereinsmitglieder ganz unterschiedlichen Tätigkeiten nachgehen. Ziel sei es, „Begegnungsmöglichkeiten für Menschen mit und ohne Behinderung zu schaffen und Hemmschwellen abzubauen“, so die Vorsitzende Ulrike Freiseis. „Wir wollen zeigen, was Menschen mit und ohne Handicap erreichen können, wenn sie zusammenarbeiten.“

Für Alex Kögler war die Aufführung mit „Includo“ eine neue Erfahrung. Er verkörperte Abahachi und spielt außerdem bereits seit mehreren Jahren im Werkraumtheater in Walldorf. Als „Includo“ auf ihn zugekommen sei, sei er zunächst überrascht gewesen. „Am Anfang hat man etwas Berührungsängste bei der Zusammenarbeit mit den Menschen mit Handicap, das war aber schon nach kurzer Zeit weg“, so Kögler. Besonders gefalle ihm die Herzlichkeit, mit der die Darsteller miteinander umgehen.
Jonas Brede spielte Ranger: Bereits seit der Gründung ist er bei „Includo“ dabei, diesmal in seiner ersten Hauptrolle. „Für mich ist das ein ganz neues Gefühl gewesen“, sagte der junge Mann sichtbar überwältigt.
Auch Nicole Freiseis, die ebenfalls seit Beginn bei „Includo“ mitmacht und nun eine größere Nebenrolle hatte, zeigte sich begeistert nach der Vorführung: „Alle Vorstellungen waren der Hammer. Wir haben das Publikum richtig mitgenommen. Wenn man oben auf der Bühne steht und das sieht, ist das ein tolles Gefühl.“

Regie führte Claudia Gottuk-Brede. Über eineinhalb Jahren hinweg erarbeitete sie gemeinsam mit den Darstellern die Theateradaptation des Films. Bei einem inklusiven Theaterprojekt müsse man manche Sachen anders machen, wie Brede erklärte. Es sei zum Beispiel darauf zu achten, dass Menschen mit Handicap Schwierigkeiten haben, bestimmte Wörter auszusprechen. Man müsse Aufgaben länger anleiten und einfache Sprache verwenden – kurz gesagt: „Die Arbeit erfordert mehr Zeit und Geduld“, so Gottuk-Brede. Doch das bereite ihr viel Spaß: „Das Besondere an solchen Theaterprojekten ist, dass man auf ein gemeinsames Ziel hinarbeitet. Es geht um den Prozess, bei dem man als Gruppe wächst. Man erlebt gemeinsam Höhen und Tiefen, das verbindet.“

So divers wie die Theatertruppe war auch das Publikum. Christoph Schmidt ist in der „SMILE“-Schwimmgruppe aktiv: Das Stück gefalle ihm gut.
Auch Zuschauerin Irmgard Becker hatte nur Positives zu sagen: „Es ist ganz toll, dass sich Leute zusammentun, aktiv werden und gemeinsam ein solches Stück auf die Beine stellen.“
Dem pflichtete Eberhard Wirth bei: „Ich finde es sehr beeindruckend, was die Menschen mit Beeinträchtigung auf die Bretter bringen.“

Info: „Includo“ führt „Der Schuh des Manitu“ 2025 erneut auf: Am 10. und 11. April, 19 Uhr, im Theater „DAS SANDKORN“ in Karlsruhe und am 23. Und 24. Mai, 19 Uhr, im Exil-Theater Bruchsal.

Text: Kim Fellger im Auftrag der Rhein-Neckar-Zeitung